Rrrrrrrrrrrr!… Rrrrrrrrrrrrrr!… Was? Was ist? Ach so, der Wecker. Aber so früh? Ach ja, ich bin ja bei der Tafel im Fahrdienst eingeteilt! Jetzt aber schnell!Waschen, anziehen, eine Tasse Kaffee und eine Schnitte Brot, dann geht’s los. Der Tag ist noch nicht ganz hell, aber es gibt doch schon einige Autos auf der Straße. Kurz vor sieben Uhr bin ich im Depot und begrüße die anderen „Fahrdienstler“. Peter, der Fahrer, dem ich zugeteilt bin, hat schon bergeweise leere zusammengefaltete Gemüsekisten in den Stolz der Tafel-Flotte, den nagelneuen VW Crafter, Kennzeichen KI-TA 4444, eingeräumt. Ein kurzer Klöhnschnack unter Kollegen noch, dann heißt es: los geht’s! Wir schwingen uns in die Autos, und Peter fährt los.
Schon muss die erste Schwierigkeit gemeistert werden:
wir haben einen Routenplan, aber Peter als erfahrener Fahrer kennt Nebenstraßen und Ampelphasen und fährt günstigere Wege, über die man die einzelnen Märkte leichter und schneller erreichen kann. Der Beifahrer (heute ich) muss derweil die Abholscheine ausfüllen, und das in der morgendlichen rush hour. Ich freue mich schon auf die kritisierenden Kommentare des Büroteams, das versuchen muss, diese Krakelei zu entziffern.
Dann kommen die ersten Stationen. Peter setzt vorsichtig rückwärts bis etwa 2 m vor die Rampe, dann öffnen wir die Hecktüren, und einer von uns sucht den Lagermeister, der uns die uns zugedachte Ware zeigt. Wie sich später zeigt, liegt die Ware bereits auf der Rampe, und Peter und ich sortieren die gute Ware aus und füllen sie in unsere Kisten. Zum Schluss tragen wir die Kisten in den Laderaum unseres „4444“, schließen die Türen und verabschieden uns mit einem „Dankeschön“ vom Lagermeister.
Die Qualität der zur Verfügung gestellten Ware ist sehr unterschiedlich und reicht von reinem Abfall, den wir natürlich nicht mitnehmen, bis zu frisch hergestelltem Brot. Wir freuen uns zum Beispiel über die qualitativ gute Ware, die wir in manchen Lidl-Märkten erhalten, und beim Bäcker Steiskal können wir ein ganzes großes Backregal mit frischem Kürbisbrot leerräumen – eine reine Pracht!
Schließlich ist das Auto nach etwa 15 angefahrenen Geschäften voll, und wir fahren zurück zum Depot, wo es von uns allen in der Mittagszeit entladen wird. Nach einer kleinen Pause von etwa 30 Minuten, in der wir uns mit einem Schluck kalten Apfelsafts erfrischen, reinigen wir den Laderaum und laden erneut: Kisten mit sortierten Lebensmitteln für die Ausgabestelle Flintbek und einen Stapel leere Faltkisten. In Flintbek müssen noch einige weitere Geschäfte angefahren werden. So besuchen wir dort erst Geschäfte und laufen dann die Ausgabestelle im Mühlenhof an, wo wir schon sehnlich erwartet werden.
Wir bilden zusammen mit unseren „Kunden“ eine Menschenkette vom Fahrzeug bis zur Ausgabestelle, über die wir die Kisten voller Lebensmittel hineintragen. Schließlich sind alle versorgt. Peter und ich gönnen uns in einer Tankstelle noch einen schönen Kaffee und ruhen die nun doch etwas müden Glieder einen Moment aus. Als wir zum vereinbarten Zeitpunkt zur Ausgabestelle zurückkehren, ist man dort mit der Verteilung der Lebensmittel noch nicht zu Ende. Gelegenheit für uns für eine kleine Unterhaltung mit einigen unserer „Kunden“.
Schließlich sind Kisten und Überbleibsel wieder im Wagen, wir fahren ins Depot zurück, laden aus, fegen den Laderaum, und Peter fährt (natürlich vorsichtig) den Wagen in seine Parkposition. Schon nach 16 Uhr. Ein langer Arbeitstag ist zu Ende. Peter und ich freuen uns auf eine geruhsame halbe Stunde zu Hause auf dem Sofa, um wieder zu Kräften zu kommen.
Für mich war es insgesamt eine schöne Erfahrung, und ich bedanke mich auch ganz herzlich bei Peter, der mir alle Zusammenhänge bei unserer gemeinsamen Fahrt geduldig erklärt hatte.
Erasmus Schulte