Ein Artikel in den Kieler Nachrichten im Oktober 1994 war der Auslöser. Martina Reiber von der Heilsarmee beklagte darin die mangelhafte Versorgung von Bedürftigen in Kiel. Die Heilsarmee, die zu dieser Zeit bereits Lebensmittel einsammelte und verteilte, suchte Unterstützung. Martina Reiber berichtete von dem Modell der Tafeln – damals gab es bereits die Berliner und die Hamburger Tafel – und sah darin auch für Kiel eine Möglichkeit. Ich war damals 37 Jahre, Servicetechniker bei der Deutschen Telekom, und zuvor bereits in sozialen Projekten im Sudan und in Nicaragua tätig gewesen. Die Sache interessierte mich. Ich nahm Kontakt zu Martina Reiber auf, um ihre Idee zu unterstützen.
Eines wurde schnell klar: Grundlage musste ein gemeinnütziger Verein werden.
Ein Weg voller Hindernisse, wie sich bald herausstellten sollte. Und es reizte mich, sie aus dem Weg zu räumen. Die weiteren Schritte waren vorgegeben: Kontakt zu Behörden und dem Finanzamt, sich mit dem Vereinsrecht beschäftigen, Rat in Hamburg und Berlin einholen. Und mindestens sechs Mitstreiter finden. Und dann wurde die Kieler Tafel am 7. Januar 1995 geboren. Ohne Büro, ohne Lagerraum, ohne Ausgabestelle, ohne Fahrzeug. Dafür mit viel Begeisterung und Engagement. Am Anfang holten wir drei- bis viermal die Woche Waren mit unseren Privatwagen von einer Handvoll Händlern ab und brachten sie direkt zu Obdachlosen, zur Ev. Stadtmission, zu Kindertagesstätten, Arbeitslosentreffs, zur Heilsarmee und ähnlichen Organisationen und Einrichtungen. Doch der Umfang der Arbeit wuchs rasant – bis heute.
Für mich ist es auch heute noch ein Freude zu sehen, was aus der Idee gewachsen ist und mit welchem Elan die Helfer der Kieler Tafel und deren Unterstützer noch heute dabei sind.